Wichtigen Innovationen geht meist ein auslösendes Ereignis voraus. Für Serle-Johann Espig (38) fällt die Stunde null seiner Erleuchtung in den Winter 2007. "Es waren minus 14 Grad. Das Montieren der Dachbox für den Skiurlaub auf den BMW X5 dauerte über 30 Minuten", flucht Espig noch heute. Seine Idee: Das muss einfacher und damit schneller gehen. Schließlich hätten sich moderne Autos zu rollenden Komfortzonen entwickelt. Nur die Dachbox kam ihm vor wie ein Relikt aus vergangenen Tagen, als vor allem Gastarbeiter das Autodach als Gepäckraumerweiterung für die Heimatbesuche nutzten.

Der aktuelle Prototyp ist als schwebende Konstruktion ausgeführt

Dachbox SES Solutions
Firmenchef Espig zeigt Redakteur Maltzan das Befestigungssystem.
Espig begann zu basteln. In der heimischen Küche fummelte er eine Stahlblech-Konstruktion auf das 1:10-Spielzeugmodell eines Mercedes ML. "Alle Krümmungen sollten verschwinden und der Behälter flach aufs Auto zu falten sein", erinnert sich Espig. Eine "Dachbox auf Knopfdruck" nennt er den Gedanken noch heute. Das Rüstzeug für eine erfolgreiche Entwicklung holte sich der Betriebswirt im Spezialgebiet "Innovations-Kommerzialisierung" beim Studium in Chicago. "Hier achtet man auf Produkte, die sich lange nicht ändern", sagt der Flachdach-Fan. Es folgten Patentrecherchen, Business-Plan, Crowdfunding mit 400.000 Euro und 2013 die Unternehmensgründung in Freital bei Dresden. Seitdem tüftelt Espig mit seinem Start-up am finalen Produkt. Nicht ohne Rückschläge. "Unser erster Prototyp gefiel trotz guter Funktionalität den Autoherstellern nicht, weil die Box das Dach berührte. Der Lack ist den Entwicklern aber heilig", beschreibt Espig das Problem. Denn natürlich strebt er eine gemeinsame Vermarktung mit den Premiummarken an. Anschließend waren es werksseitig unerwartet hohe Toleranzen bei den Dachaufnahmen, die Espig und seine Ingenieure vor neue Herausforderungen stellten. Inzwischen sind diese Probleme behoben. Der aktuelle Prototyp ist mit einer Grundträgerplatte als schwebende Konstruktion ausgeführt. Sie ist nicht nur rund 10 Kilo leichter als konventionelle Angebote, sondern soll auch aerodynamisch besser sein und damit dem Nutzer Sprit sparen.

Die SES-Klappbox hat das Zeug zum Spritsparen

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SES-Box flach: Der Verbrauch ähnelt dem ohne Dachbox (7,8 l). Ist die Box ausgeklappt, steigt der Verbrauch auf 8,5 l (Standard-Box: 8,8 l).
Diese Version ist noch nicht testreif, aber AUTO BILD konnte die Vorgängerversion auf einem BMW 340i Touring (326 PS) bei Versuchsfahrten prüfen. Die SES-Box musste sich im ausgefalteten wie im abgeflachten Zustand beweisen. Außerdem wurde die identische Strecke mit einer handelsüblichen Dachbox absolviert und zur Referenz einmal auch komplett ohne jede Dachbeladung abgefahren. Als Testpiste diente die BAB 17 von Dresden bis hinein nach Tschechien. Die Prüffahrten führten über 64 Autobahnkilometer. Bei dichtem Verkehr lag das Durchschnittstempo jedes Mal bei 110 km/h. Nach den Fahrten wurde der Tank identisch randvoll gefüllt, um den Verbrauch exakt zu bestimmen. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll. Sie belegen, dass die SES-Klappbox tatsächlich das Zeug zum Spritsparen hat. Bei 130 km/h oder mehr dürfte die Reduzierung noch viel deutlicher ausfallen. Und nicht nur das: Auch die subjektiven Windgeräusche bei höherem Tempo wirkten niedriger als bei der Standardbox. Da sage noch einer, Flachdächer seien out. Auf dem Auto könnten sie eine große Zukunft haben.
Fazit von Jörg Maltzan: Die smarte Dachbox überzeugt mit hoher Effizienz. Wer sich das nervige Auf- und Abrüsten von Box und Trägern sparen will, bekommt eine durchdachte und komfortable Lösung für mehr Platz in seinem Auto.