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«Hier merkt man, dass der Skisport lebt»

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Lebemann: Marc Berthod greift 2010 an der Adelbodner Triple B-Party –  «B» wie Berthod, Bode (Miller) und Büxi (Marco Büchel) – in die Saiten.
Marc Berthod auf der Tribüne in Adelboden. Hier gewann der heutige SRF-Kommentator 2007 den Slalom und 2008 den Riesenslalom.
Sieger: Marc Berthod bejubelt 2008 seinen «Riesen»-Sieg vor Daniel Albrecht. Es ist bis heute der letzte Schweizer Erfolg in Adelboden.

Ihre ersten Rennen in Adelboden als Co-Kommentator für das Schweizer Radio und Fernsehen sind Geschichte. Wie wars?Marc Berthod:Wie das Fahren auf der Strecke hier: eine Herausforderung. Aber ich denke, es ging gut. Die Rennen haben einiges geboten.

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Darum gab es im Vorfeld viel Aufregung um den Ski-Weltcup in Adelboden: Noch am Donnerstagvormiitag sah die Strasse, die von Frutigen nach Adelboden führt, so aus.
Aus voller Kehle: «Hopp Schwiiz, hopp Schwiiz!», so hallte es am «Riesen» und am Slalom durch die mit 4900 Plätzen grösste Zielarena im Weltcup­zirkus. Die Stimmung am Skifest war einmal mehr grandios.
Daumen hoch: Olympiasieger Didier Défago, Pate am sonntäglichen Family Day, posiert mit den jungen Skifans Nino (links) und Arno. Nino Sahlis Vater aus Oey amtete als Chef der Rutschequipe auf der Piste.

Wie nehmen Sie als ehemaliger Sportler, der immer wieder hierher zurückgekehrt ist, die Rennen von Adelboden wahr?Für einen Schweizer Technik-Spezialisten ist es dasRennen der Saison. Wenn du in den Zielhang einfährst und gut unterwegs bist, ist die Stimmung unglaublich. Dafür trainiert man das ganze Jahr über. Und man merkt hier, dass der Skisport lebt.

Die Weltcuprennen in Adelboden sind auch ein wichtiger Gesellschaftsanlass. Am Riesen­slalom waren 31 000 Zuschauer dabei.Ich war selber überrascht, wie viele Leute gekommen sind. Die Helfer haben das hervorragend bewerkstelligt und auch das Verkehrsproblem gut gelöst. Gerade am Samstag war wirklich eine bombastische Stimmung, auch nach dem Rennen.

2007 gewannen Sie hier den Slalom, ein Jahr später den Riesenslalom. Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an diese Erfolge zurückdenken?(Überlegt lange) Schwierig zu sagen. Die Ortstafel, die einem zum Verstehen gibt, dass man jetzt hier ist – an dem Rennen, das ich schon als kleiner Junge geliebt habe. Das Hotelzimmer mit Aussicht auf das Chuenisbärgli . . .

Sind bei Ihnen diese beiden Siege noch präsent?Manchmal schaue ich mir die ­Bilder von damals an. Und frage mich, ob das wirklich ich bin, der diese Fahrten in den Schnee gelegt hat (lacht). Die beiden Kuhglocken bekommen übrigens einen Platz in meiner neuen Wohnung. Ich bin sonst nicht so der Trophäensammler, aber diese beiden Glocken haben schon einen speziellen Stellenwert.

Werden Sie noch oft auf Ihre Siege in Adelboden angesprochen?Jetzt, wenn ich hier bin: Ja. Vor ­jedem Lauf. Es wäre schön, wenn mal ein Schweizer Nachfolger kommen würde!

Zurück zu Ihrem Job als Co-Kommentator: Wie kam es überhaupt dazu?Schon letztes Jahr an der Weltmeisterschaft in St. Moritz war ich für SRF im Einsatz. Dann verkündete Bernhard Russi seinen Rücktritt auf Ende Saison. Ich durchlief ein Casting, und die Verantwortlichen meinten, sie wollen es mit mir probieren. Die Umstände haben sich so ergeben.

(Berthods Kommentatorenpartner Dani Kern kommt in die Kabine, um sich zu verabschieden. Er wünscht Marc Berthod viel Spass an den bevorstehenden Rennen.)

Wie ist eigentlich die Hierarchie geregelt? Ist Dani Kern Ihr Chef?Nein, aber er hat den Lead. Und ich versuche, meinen Teil beizutragen. Manchmal habe ich gute Phasen. Dann kommt wieder ein Fahrer, der ähnlich fährt wie der vorhergehende, und ich denke mir: Was sage ich jetzt bloss? Doch wenn ich aus dem Rhythmus falle, sitzt immer einer nebenan, der ­etwas zu erzählen weiss.

Dennoch: So eine Livesendung setzt doch auch Druck auf?Man muss hoch konzentriert sein. Gerade in Slalom und Riesenslalom ist man zweimal 1½ Stunden auf Sendung. Gegen Ende werde ich jeweils müde, und ich bin froh, wenn aus Zürich die Meldung kommt, dass die Sendung vorbei ist.

Der andere neue SRF-Skikommentator Marc Girardelli hat sich bereits wieder zurückgezogen. Kommt Ihnen das entgegen?Ich finde es schade, dass er nicht mehr dabei ist. Ich fand gut, dass wir uns abwechseln konnten. Der Rennkalender ist doch sehr straff.

Bis und mit den Olympischen Spielen sind Sie der einzige Co-Kommentator der Herren­rennen?Ja. Die bevorstehenden Herrenrennen in Wengen, Kitzbühel und Schladming sowie an den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang werde ich als Co-Kommentator be­gleiten.

Können Sie sich vorstellen, diesen Job längerfristig zu machen?Sicher, ja. Wenn die Leute schätzen, was ich tue. Ich bin gerne in diesen Zirkus zurückgekehrt. Das Skifahren war lange mein Leben. Doch wenn du aufhörst, bist du weg. Jetzt habe ich eine neue Rolle mit einer neuen Perspektive und habe als Medienschaffender Zutritt zu Orten, die anderen verwehrt sind.

Marc Berthod (34) feierte seine beiden einzigen Weltcupsiege in Adelboden. Im September 2016 trat er vom Spitzensport zurück und kommentiert seit dieser Saison die Rennen der Herren im Schweizer Fernsehen. Der geborene St. Moritzer ist ausserdem Wirtschaftsstudent an der HTW Chur und arbeitet als Trainer am Sportgymnasium Davos.