«Die Kuh ist keine Klimakillerin»

Das Schweizer Rindvieh werde zu Unrecht als wesentlich Mitverantwortliche für den Klimawandel in den öffentlichen Fokus gestellt, schreibt der Schweizer Bauernverband in einer Mitteilung.

Für die Landwirtschaft wirkt sich der Klimawandel besonders stark aus. Entsprechend will auch die Schweizer Landwirtschaft ihren Beitrag leisten, um die klimaschädigenden Emissionen zu reduzieren, heisst es in der Mitteilung des Verbandes weiter.

Das von den Kühen beim Verdauen freigesetzte Methan galt bisher als besonders schädigend. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten jetzt aber, dass Methan weit schneller wieder abgebaut werde, als bisher angenommen (der «Schweizer Bauer» hat in der Printausgabe vom Samstag, 29.07.2023 darüber berichtet). Der Schweizerische Bauernverband stellt diese Fakten jetzt noch einmal vor und will für die Schweizer Kuh etwas Besonderes.   

Methan wird schneller abgebaut als angenommen

Der Klimaerwärmung macht sich weltweit und auch in der Schweiz bemerkbar. Sei es mit langer Trockenheit oder anderen extremen Wettereignissen wie Starkregen, Stürme oder Hagel. Es ist deshalb bedeutend, dass man Massnahmen zur deren Reduktion vorantreibt. Um Wirkung zu erzielen, ist bei den grossen Emissionstreibern der Hebel anzusetzen.

In der Schweiz sind das gemäss dem Treibhausgasinventar der Verkehr (30.6%, wobei der Flugverkehr nicht berücksichtigt ist), die Industrie (23.6%), die Haushalte (17.6%) und die Landwirtschaft (14.3%). Bei letzterer steht vor allem das Methan im Vordergrund und die Kuh und anderes Rindvieh, welche dieses bei ihrer Verdauung verursacht.

Methan ist nach CO2 das zweitwichtigste von Menschen verursachte Treibhausgas und besitzt eine hohe Klimawirkung. Im Gegensatz zu CO2, das sozusagen während Jahrhunderten in der Atmosphäre verbleibt und das  Klima  konstant erwärmt, hat Methan eine durchschnittliche Lebensdauer von 12 Jahren.

Bauernverbände aus Deutschland ziehen aus den bekannt gewordenen Studien dieselben Schlüsse. 

Schädliche Methanwirkung reduziert sich um 86%

«Dazu kommt, dass Methanemissionen von Wiederkäuern biogen sind und weniger klimaerwärmend wirken als fossile Methanemissionen», schreibt der Verband. Das liegt daran, dass sie Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs der Pflanzen sind. Dieser Unterschied sei international anerkannt und werde im Schweizer Treibhausgasinventar teilweise angerechnet.

Was hingegen dort nicht berücksichtigt wird, ist die beschriebene Kurzlebigkeit des Methans. «Um Reduktionspfade und ihre Klimawirkung zu erfassen, braucht es eine realitätsnahe Abbildung», so der SBV. Die aktuell in der Schweiz verwendete Umrechnung der Methanemissionen in CO2-Äquivalente (CO2-eq) nach GWP100 (Global Warming Potential über 100 Jahre) könne das nicht. Diese CO2-Äquivalente ist eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase. 

-0.3% pro Jahr

Dafür wurde in den letzten Jahren den GWPs entwickelt. «Nimmt man diese Berechnungsmethode als Grundlage, dann machen die Methanemissionen der Landwirtschaft statt 4.3 Millionen Tonnen CO2-eq. noch 0.6 Millionen Tonnen CO2-eq.  aus. Ein beträchtlicher Unterschied!», hält der Bauernverband fest. Mehr Informationen zum Thema sind im Bericht «Methanemissionen in der Schweizer Landwirtschaft» zu finden.

Die Methanemissionen der Landwirtschaft müssen gemäss SBV jährlich um ca. 0.3% reduziert werden, damit sie nicht zur zusätzlichen Klimaerwärmung beitragen. Mit den möglichen technischen Massnahmen im Zusammenhang mit den Hofdüngern und deren konsequenter Verwertung in Biogasanlagen lasse sich dieses Ziel erreichen.

«Es ist Zeit, die Kuh zu rehabilitieren»

Aufgrund dieser Erkenntnisse sei der Ruf der Kuh in Bezug auf das Klima ungerechtfertigterweise in Verruf geraten, schreibt der SBV. In den letzten 40 Jahren ist der Rindviehbestand in der Schweiz um 25 Prozent zurückgegangen. Die Emissionen wurden nicht im gleichen Ausmass reduziert, was an den neuen tierfreundlicheren Haltungsbedingungen mit Laufstall und -hof liegt.

«Aktuell beschäftigt sich die Forschung damit, diese Emissionen mit baulichen Anpassungen wie der Kot-Harn-Trennung wieder zu reduzieren. Dazu kommen neue Fütterungszusätze und Züchtungsbemühungen, welche den biologisch bedingten Methanaustoss der Tiere verkleinern sollen», hebt der SBV hervor.

Die Kuh als Raufutterverzehrerin sei in der bergreichen Schweiz nicht nur standortgerecht, sondern ein elementarer Bestandteil von möglichst geschlossenen Nähstoffkreisläufen. Die Kuh ist also viel besser als ihr Ruf. «Höchste Zeit für eine Rehabilitation», bilanziert der Schweizer Bauernverband. 

Hier finden Sie dazu eine wissenschaftliche Studie (in Englisch). 

Kommentare (2)

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  • Bergbauer | 05.08.2023
    schon mal nachgedacht?der grösste Klimakiller ist der Mensch selber,der produziert viel mehr Abgase als die par Rindviecher.Die Einwohnerzahl in der Schweiz ist wesentlich höher als die Anzahl Tiere in der Schweiz.Das ist aber typisch Mensch man sucht die Ursache lieber bei anderen als bei sich selber.Der Mensch selber ist meiner Ansicht nach der grösste Umweltkiller auf dieser Kugel
  • Hegard | 04.08.2023
    Die Veganer haben vergessen,das sie selbst mit zB Kohl,Bohnen und Hulsenfrüchte,viel Methangase Produzieren!
    Zudem sollten Sie Vertikal
    Farmen für die Zukunft und Nachaltigkeit (Wetterunabhängig,wenig Dünger, Wasser und biologisch)Bauen, wenn Sie das ganze ganze Jahr ihr Gemüse bevorzugen? Das Spart erst noch Land(für Tiere) und Transport kosten(Import)
    Wenn die Gülle mehr zu Biogas verwendet würde,wäre das ein Gewinn von
    Strom und Fernwärme die jederzeit abrufbar wäre!
    Zusätzlich Milch,Fleisch,Humus,Dünger und Leder!
    Die Bauern könnten damit sogar Ihre Motorgeräte mit Gas oder Strom betreiben
    Also ein Nachhaltiges, wirtschaftliches Tier
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