Welzheim

Nach 51 Jahren ist Schluss im Fachhaus Munz in Welzheim: Großer Räumungsverkauf geplant

Fachhaus Munz
Die drei Frauen vom Fachhaus Munz in der Wilhelmstraße 18 in Welzheim (von links): Sandra Geist, Caroline Munz-Mergner und Juliane Munz. © ALEXANDRA PALMIZI

Ein Geschäft mit Tradition und Geschichte in der Welzheimer Innenstadt weniger: Nach 51 Jahren hört das Haushalts- und Spielwarengeschäft Munz in der Wilhelmstraße zum Jahresende auf. Vorher gibt es noch ab Donnerstag, 3. November, einen Räumungsverkauf. Mit dem Generationswechsel stand die Frage an, welche Zukunft das Traditionsgeschäft in einer Kleinstadt wie Welzheim haben kann. Wegen Corona hatte sich die Geschäftsübergabe verzögert und die Bedingungen für einen Wechsel haben sich auch nicht gerade verbessert. Für das Ende des alteingesessenen Ladens gibt es nicht nur einen Grund, sondern viele.

Hilde Munz hatte 1971 das Geschäft in dem neuen Haus eröffnet

Hilde Munz, inzwischen 87 Jahre alt, hatte das Geschäft im November 1971 im Haus Wilhelmstraße 18 eröffnet. Die beiden Töchter, Juliane Munz (51) und Caroline Munz-Mergner (57) haben sich eine Übernahme durchaus vorstellen können. Als gelernte Kauffrauen ließen sie vorher die geschäftliche Situation vom Steuerberater prüfen und er signalisierte alsbald, dass die Zukunft auf dieser Basis nicht allzu rosig aussieht. Getragen hat sich das Haushalts- und Spielwarengeschäft zum Schluss vor allem nur noch deshalb, weil es in eigenen Räumen im eigenen Haus betrieben wird und somit keine hohen Miet- oder Pachtkosten anfallen. Gleichwohl muss ein Steuerberater bei einer Neuberechnung mit einer marktüblichen Miete kalkulieren. Auch die 30-jährige Enkelin Sandra Geist hätte sich durchaus vorstellen können, ins Geschäft einzusteigen. „Am Ende war mir aber das Risiko zu groß.“

Kindergeburtstage im Untergeschoss sind zu einem Renner geworden

Sandra Geist war es, die die Kindergeburtstagsfeiern im Untergeschoss ins Leben gerufen hatte. Aus ihrer Sicht ist daraus eine Erfolgsgeschichte geworden. Die Spielwarenabteilung war nach Verkleinerung der Haushaltsabteilung in das Erdgeschoss hochgezogen. Das hatte den Vorteil, dass weniger Personal eingesetzt werden musste, um das Geschäft zu betreiben.

Und da sind wir schon bei den Gründen, weshalb so ein Traditionsgeschäft ums Überleben kämpfen muss. Haushaltswaren wie Töpfe, Geschirr, Besteck hat der Kunde früher im Fachgeschäft erworben. Da gab es noch nicht die großen Warenhäuser oder die riesigen Möbelgeschäfte an den Stadträndern, die Haushaltswaren wesentlich günstiger verkaufen können als Fachgeschäfte. Je mehr Umsatz eine Firma mit einem Produkt macht, desto bessere Preise gibt es beim Hersteller oder beim Großhändler. Das kann irgendwann auch mit guter Beratung nicht mehr wettgemacht werden. „Bald war klar, wir können so nicht weitermachen“, sagt Caroline Munz-Mergner im Gespräch mit unserem Mitarbeiter. Früher wurde zur Konfirmation ein neues Geschirr und/oder neues Besteck im Fachgeschäft am Ort gekauft, heute spielt dies beim Verkauf keine große Rolle mehr.

Ein schwerer Rückschlag war in der Corona-Zeit zu verkraften

Einen schweren Rückschlag gab es für das Geschäft Munz während der Corona-Zeit. Der Laden durfte, weil nicht systemrelevant eingestuft, nicht öffnen. Die Lebensmittelsupermärkte und Drogeriegeschäfte mit einem großen Non-Food-Angebot waren hingegen geöffnet. Die Kunden sagten ganz klar zu den Mitarbeitern des Fachgeschäfts: „Wenn ihr nicht aufmacht, gehe ich zu Edeka.“

Ein weiterer Punkt ist der zunehmende Internethandel auch in diesem Geschäftsfeld. „Amazon ist die größte Konkurrenz für den Einzelhandel“, sagt Caroline Munz-Mergner und nennt ein Beispiel: Einen gerade aktuellen Lego-Zug, den sie für 159 Euro anbietet, gibt es im Internet für 109 Euro. Der Einkaufspreis für Munz beträgt aber 119 Euro. Um mithalten zu können, müsste also das Fachgeschäft zehn Euro drauflegen, statt auch nur einen Cent zu verdienen. Wenn der Interessent bei einem solchen Einkauf 50 Euro sparen kann, geht er im Internet shoppen und kommt nicht mehr so schnell zurück.

Die Nachricht, dass das Haushalts- und Spielwarengeschäft Munz schließt, ist für viele Stammkunden ein Schock. Kaum jemand hat damit gerechnet, zumal die Betreiberinnen alles versuchten, am Puls der Zeit bleiben. Das reicht vom eigenen Online-Verkauf bis zur Umgestaltung der Geschäftsräume mit modernem Ambiente.

Enkelin Sandra Geist hatte sich überlegt, das Geschäft in neuer Form und mit neuem Sortiment weiterzubetreiben. Doch die Lücken im Markt werden immer enger. Der Ukraine-Krieg hat sich schlecht auf den Umsatz ausgewirkt und die Eröffnung des Drogeriemarktes Rossmann am Feuersee ebenfalls. Getränke-Edeka im Industriegebiet habe sein Angebot an Haushaltswaren ausgeweitet.

Hersteller und Großhändler üben immer mehr Druck auf die kleinen Läden aus

Hinzu kommt, dass der Druck der Hersteller und Großhändler auf die kleinen Fachgeschäfte immer mehr zunimmt. „Es werden Mindestumsatzzahlen pro Jahr verlangt, sonst wirst du nicht mehr beliefert“, plauderte Caroline Munz-Mergner aus dem Nähkästchen. Solche Umsätze sind in einer Stadt wie Welzheim nicht zu erzielen. Die kleinen Läden sterben.

Im letzten Jahr wurde noch das 50-jährige Bestehen des Fachhauses Munz gefeiert. Damals bestand noch eine gewisse Zuversicht, das Geschäft weiterbetreiben zu können. Doch die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Die Ursprünge des Geschäfts reichen sogar schon mehr als 51 Jahre zurück. Großmutter Maria Mayle hatte zuvor schon mit dem Haushalts- und Spielwarenhandel begonnen. Sie war die Ehefrau von Friedrich Mayle aus dem benachbarten Flaschnereibetrieb. Die Räume der Flaschnerei nutze Maria Mayle zum Verkauf von Haushalts- und Spielwaren.

Hilde Munz eröffnete dann 1971 das Haushalts- und Spielwarengeschäft in der Wilhelmstraße 18 in dem neu erbauten Wohn- und Geschäftshaus.

Ende des Jahres ist nun Schluss. Die Räume sollen dann neu vermietet werden. Genaueres ist aber noch nicht bekannt. Bis dahin läuft der Räumungsverkauf, der am Donnerstag, 3. November, startet. Die Mutter Hilde Munz war von der Entscheidung der Töchter nicht begeistert, hat sie aber nachvollziehen können. „Der Mutter ist es arg.“ Hat wohl nicht sollen sein.

Ein Geschäft mit Tradition und Geschichte in der Welzheimer Innenstadt weniger: Nach 51 Jahren hört das Haushalts- und Spielwarengeschäft Munz in der Wilhelmstraße zum Jahresende auf. Vorher gibt es noch ab Donnerstag, 3. November, einen Räumungsverkauf. Mit dem Generationswechsel stand die Frage an, welche Zukunft das Traditionsgeschäft in einer Kleinstadt wie Welzheim haben kann. Wegen Corona hatte sich die Geschäftsübergabe verzögert und die Bedingungen für einen Wechsel haben sich auch